Wiesbadener Tagblatt: „Feuerwehr sorgt für Feuer“
SONNENWENDE Herrlicher Sommerabend auf der Seglerwiese über Sonnenberg
Wiesbadener Tagblatt
Vom 25.05.2012
Von Christina Kilb
„Es ist Wiesbadens schönstes Sonnenwendfeuer“ sagt Sebastian Stenzel, der Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und im Vorstand des dazugehörigen Fördervereins ist, der dieses Fest veranstaltet. Warum man es ihm sofort glaubt, liegt am Standort. Seit 1973 findet die Veranstaltung jährlich zur Feier der Sonnenwende auf der Segelfliegerwiese, hoch oben in Sonnenberg statt – mit Blick über Wiesbaden bis hin nach Mainz. So war es auch am Samstag.
Familienfest mit Schlangen
Und nicht nur für die Helfer der Freiwilligen Feuerwehr sowie der Jugendfeuerwehr ist es jedes Mal etwas ganz Besonderes, mit dabei zu sein. Es ist ganz einfach ein „tolles Familienfest“, sagt Maximilian Abel, stellvertretender Wehrführer, der neben seiner freiberuflichen Tätigkeit in der Feuerwehr Rechtsanwalt ist. So ist der Besucherandrang entsprechend groß – wohin man auch blickt. Ob am Ess- und Getränkestand, wo unterschiedlichste Sorten von Bratwürsten und Pommes Frites angeboten werden und eine reiche Auswahl an Getränken zu finden ist, oder bei den Aktionen für die Kinder: Die Schlangen sind lang.
Einfach genießen
Mit der kleinsten Größe, dem „D-Strahlrohr“, können sich die Kinder schon einmal im Löscheinsatz an einem kleinen aufgestellten Haus üben, der sogenannten „Spritzwand“. Oder sie dürfen im Feuerwehrauto platznehmen und sich ganz der Vorstellung eines Einsatzes hingeben. Shirin, Johanna und Annika sind mit ihren zehn und elf Jahren nun allesamt schon zum dritten Mal mit ihren Familien dabei, „weil das Feuer einfach schön ist“, wie Shirin findet. Und „weil man dann auch die Freunde sieht“, sagt Johanna. Auf die Frage, was ich denn noch Besonderes hier gemacht haben muss, antworten sie alle sofort: „Einfach die Sonne genießen.“ Und wenn die so langsam untergeht, beginnt das eigentliche Ereignis, zu dem sich alle getroffen haben: Dann wird der Holzstoß entzündet.
„Vier Tage je vier Stunden“ habe das Aufsetzen der einzelnen Hölzer gedauert, berichtet Sebastian Stenzel, und dabei ist die Vorarbeit des Sägens, Aufladens und Transportierens noch gar nicht mitgerechnet. „Das ist eine Woche Arbeit“, bringt es Maximilian Abel auf den Punkt. Viel Arbeit für einen Feier-Tag, aber es lohnt sich, da sind sich alle einig – spätestens, wenn bei untergehender Sonne das Sonnenwendfeuer beginnt, seinen Rauch in den Abendsommerhimmel steigen zu lassen, wenn das bekannte prasselnde Geräusch zu hören ist, die Flammen sichtbar werden, und die Funken sprühen. Dann kommen alle auf ihre Kosten, und es ist einfach klar: Das Sonnenwendfeuer in Sonnenberg ist das Schönste.
Löscheinsatz
Eine Besonderheit für das diesjährige Feuer war, dass ein Teil des Holzstoßes umfiel, was zum sofortigen Löscheinsatz zweier Kinder von der Jugendfeuerwehr führte, die das Feuer aber schnell unter Kontrolle brachten. Das bedeutete viel Aufregung für alle anderen Kinder. Eines meinte ganz dramatisch: „Als es umgekippt ist, war’s so heiß, dass ich fast ohnmächtig geworden bin.“
Glücklicherweise war ja die Feuerwehr in der Nähe, und der Abend konnte, auch dank des guten Wetters in Freude für Groß und Klein seinen Lauf nehmen. Eins steht jedenfalls fest: Wer es dieses Jahr nicht zum Sonnenwendfeuer geschafft hat, der darf es sich im nächsten Jahr nicht entgehen lassen.